Antibiotika

Mag. Johann Kuhn

Wenn es auch reizvoll wäre, über die jüngsten Querelen zwischen Gesundheitsminister, Ärztekammer und Apothekerkammer zu schreiben, werde ich mich einem ersprießlicheren Thema widmen, nämlich Antibiotika (im Folgenden AB), wissenschaftlich auch antibakterielle Chemotherapeutika genannt.

Die Bezeichnung Antibiotika geht auf die ursprüngliche Gewinnung bestimmter Wirkstoffe aus der Natur zurück. Heutzutage werden AB entweder synthetisch, also rein chemisch erzeugt oder es werden Mikroorganismen wie Pilze oder Bakterien dazu vergattert, die erwünschten Stoffe zu produzieren. Die Vorteile sind eine hohe Reinheit, reichliche Ausbeute sowie schnelle Abläufe, insgesamt daher geringe Kosten.

Wer sich in diesen Tagen wegen einer Erkältung der Medizin anvertraut, hat eine gute Chance, ein AB verschrieben zu bekommen. Obacht! Heißt es nicht immer wieder, dass Antibiotika oftmals zu leichtfertig angewendet werden? Ja schon, statistisch sind bei Weitem nicht alle verordneten AB notwendig, weil beispielsweise viele Infektionen durch Viren verursacht sind (gegen diese wirken AB nicht). Woher soll aber Ärztin oder Arzt wissen, welche Erreger hinter einem akuten Husten, Fieber oder sonst etwas stecken. Im Zweifel bzw. zur Sicherheit wird ein AB verschrieben – kann ja nicht schaden.

Wenn ich als Apotheker zu Rate gezogen werde, antworte ich meistens auch nicht gerade bestimmt. Wie in Bezug auf beinahe alle Therapien liegt die letztliche Entscheidung bei IHNEN! Das pure Verschreiben eines Medikamentes verpflichtet niemanden zu dessen Anwendung. Es steht also jedem Behandlungsobjekt zu, die Entwicklung einmal abzuwarten und ein AB erst bei heftigeren Symptomen einzusetzen – selbstverständlich auf eigene Verantwortung! Immerhin ist ihre Erkrankung ihre ureigenste Angelegenheit und sie dürfen damit umgehen, wie sie wollen!

Ein wachsendes Problem stellen Resistenzen dar! Gemeint ist damit, dass sich Krankheitserreger (pathogene Bakterien) an das jeweils eingesetzte AB anpassen und Gegenstrategien entwickeln. Dadurch werden die Nachkommen des ersten Bakteriums, welchem ein solcher Trick gelungen ist, unempfindlich und können nicht mehr wie gehabt bekämpft werden. Bakterien haben es diesbezüglich leicht, weil sie Milliarden von Nachkommen in atemberaubend schneller Zeitabfolge produzieren. Wir als Anwender können Resistenzen vermeiden, indem wir AB IN AUSREICHEND HOHER DOSIERUNG und ÜBER AUSREICHEND LANGE ZEIT anwenden. Wenn schon, denn schon: lieber mehr und den einen oder anderen Tag länger schlucken als zu früh aufhören und einen untherapierbaren Rückfall riskieren! Und! Bei unerwünschten Nebenwirkungen fachlichen Rat einholen, keinesfalls ersatzlos abbrechen! Wenig bekannt und beachtet ist, dass AB vorbeugend in der Massentierhaltung eingesetzt werden. Tausende Hühner, Schweine und andere Nutztiere werden mit AB gefüttert, um zu verhindern, dass sich in diesen Beständen Krankheiten ausbreiten – was nicht zuletzt einen erheblichen finanziellen Verlust zur Folge haben kann. Leider werden in diesem Zusammenhang nicht alle Spielregeln eingehalten, wodurch wir als Konsumenten Gefahr laufen, in den „Genuss“ resistenter Bakterien zu kommen. Vegetarier sind diesbezüglich auf der sichereren Seite und Bio-Produkte (aus heimischer Landwirtschaft) verdienen sich erhöhtes Vertrauen.

Mit dem Wunsch, dass Sie überhaupt keine AB brauchen und der Erinnerung an die wirksamste aller Maßnahmen – richtig! IMPFEN!

Mag. Johann Kuhn

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