MA 22: Feinstaub-Ferntransport durch aktuelle Wetterlage begünstigt

Stadt Wien bekämpft hausgemachten Anteil auf allen Ebenen

Das aktuelle Wetter mit extrem, kalter und trockener Luft begünstigt die Feinstaubbildung in ganz Europa, laut Experten bedingt die derzeitige Wetterlage den Ferntransport der kleinen Feinstaubpartikel über tausende von Kilometer. Ein Indiz für den Ferntransport ist, dass die Werte an absolut verkehrsarmen Messstellen wie in der Lobau oder am Schafberg ähnlich jener des stark befahrenen Währinger Gürtels liegen. „In der Lobau gibt es keine lokalen Verursacher wie Verkehr – die aktuell erhöhten Werte sind eindeutig dem Ferntransport zuzurechnen“, erläutert Dr. Karin Büchl-Krammerstätter, Leiterin der Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22. Nach den witterungsbedingt hohen Feinstaubwerten in ganz Europa im vergangenen November lag die Feinstaubbelastung im Dezember 2011 in Wien auf einem im Vergleich zu den Messergebnissen der Vorjahre sehr niedrigen Niveau. Auch im jetzigen Jänner setzte sich der durch die Witterung begünstigte positive Trend in Sachen Luftgüte fort.

Derzeit ist ein Ansteigen der Feinstaub-Werte durch die einsetzende kalte Witterung und den damit einhergehenden verstärkten Ferntransport aus den östlichen Nachbarstaaten zu beobachten.

3/4 des Feinstaubs in Wien durch Ferntransport – Wien bekämpft hausgemachten Anteil

Den Ferntransport hat schon Prof. Puxbaum von der TU Wien 2005 in der sogenannten Aquella-Studie eindeutig nachgewiesen. Er hat die Zusammensetzung des Feinstaubs in Wien mit modernsten Methoden untersucht und belegt wissenschaftlich, dass nur ein Viertel des Wiener Feinstaubs hausgemacht, drei Viertel kommen durch Ferneintrag nach Wien. „Den selbstverursachten Feinstaub bekämpfen wir auf allen Ebenen und vielen Maßnahmen. Jeder von uns muss einen Beitrag leisten, denn beim Feinstaub sind wir alle Verursacher und Opfer zugleich“, so Umweltstadträtin Ulli Sima. „Wir setzen derzeit das 3. Feinstaubpaket um. Selbstverständlich braucht es aber auch überregionale Maßnahmen, denn die Luft macht bekanntlich vor Grenzen nicht halt“, betont Sima.

Wien kämpft seit vielen Jahren und auf allen Ebenen gegen den Feinstaub, aktuell wird das 3. umfassende Maßnahmenpaket umgesetzt, das vom Bereich Raumwärme über Baustellen, Verkehr und Winterdienst alle relevanten Verursachergruppen umfasst:

1. Bereich Raumwärme:
o Der Fernwärmeanteil wird auf 50 % bis 2020 gesteigert.
o Die Erneuerbaren Energien werden verdoppelt. Zentral ist die Forcierung der Solarenergie mit 1 Mio Fördergelder pro Jahr.
o Das Fernkälteangebot wird ausgebaut.
o Die Förderungen zur Einsparung von Heizenergie im Wohnbereich werden weitergeführt: Durch die Verbesserung der Gebäudedämmung im Zuge von Wohnhaussanierungen und Wohnungsneubau werden die Emissionen zur Energieerzeugung reduziert.
o Verbot von neuen Kohleheizungen ist aktuell in Umsetzung.

2. Bereich Baustellen:
o Mit der Novelle des Wiener Abfallwirtschaftsgesetzes gilt seit 2011 die Verpflichtung bei größeren Bauvorhaben, ein Abfallkonzept und eine Schadstofferkundung (z.B. Asbest bei Abbruchobjekten) zu erstellen.
o Im Bereich der Baustellen wird der Dialog mit der Bauwirtschaft weitergeführt. Ziel ist es, notwendige Abbruch- und Bautätigkeiten so emissionsarm wie möglich durchzuführen.

3. Bereich Verkehr o Parkraumbewirtschaftung wird in Absprache mit den Bezirken ausgebaut.
o Forcierung des Radverkehrs
o Ausweitung des bestehenden Euro-
0-LKW-Fahrverbots auf EURO 1
o Ausbau des CarSharing- Angebots
o Forcierung des öffentlichen Verkehrs – günstigere Preise für JahresnetzkartenbesitzerInnen
o Forcierung emissionsärmerer Fahrzeuge wie Erdgasautos, dabei spezielle Förderung für Erdgas-Taxis
o Ausbau der Elektromobilität inkl. der dafür notwendigen Infrastruktur
o Bewusstseinsbildung zur Reduktion des Dieselanteils in der KFZ-Flotte (besonders wichtig gegen die Feinstaubvorläufersubstanz Stickstoffdioxid!)
o Bewusstseinsbildung zum Thema „Defensives Fahren“ in Zusammenarbeit mit Fahrschulen und Autofahrerklubs o weitere Attraktivierung von Grün- und Freiflächen in der Stadt

4. Bereich Winterdienst:
o Einsatz von Salzsole statt Streusplitt: Winterdienst der MA 48 setzt auf moderne Feuchtsalztechnologie und reduziert weiter Splittmengen (133.000 im Jahr 1995 vs 3.000 Tonnen im Jahr 2009) – somit wurde das Problem auf den Fahrbahnen wesentlich verbessert! Heuer neu: Doppelklingenpflug, der besser räumt und somit Streumittel weiter reduziert.
o Problemfall Gehsteige: hier bestand Nachholbedarf, daher:
o Novelle der Winterdienst-Verordnung erlassen: Sie regelt ganz klar, dass der angrenzende Liegenschaftseigentümer von Gehsteigen und Gehwegen für die Entfernung der Streumittel verantwortlich ist.

5. Anti-Feinstaub in stadteigenen Programmen:
o ÖkoBusinessPlan Wien: BeraterInnen informieren Unternehmen gezielt auf Maßnahmen zur Feinstaubvermeidung. Neben staubvermeidenden Maßnahmen auf Baustellen sind es vor allem insgesamt rund 400 verkehrsreduzierende Maßnahmen, die ÖkoBusinessPlan Betriebe bereits gesetzt haben.
o ÖkoKaufWien: Auch hier wird besonderes Augenmerk auf die Feinstaubproblematik gelegt, etwa im Bereich der Baustellen
o PUMA – Programm Umweltmanagement im Magistrat der Stadt Wien: Die Maßnahmen im Bereich Heizenergie- und Stromverbrauch, Mobilitätsmanagement und Fuhrparkökologisierung verringern die Feinstaubemissionen im Magistrat.

Das Wiener Luftgütemessnetz

Die Stadt Wien verfügt über ein vorbildliches Luftgütemessnetz, die Messtellen sind über die ganze Stadt verteilt. An den 17 Wiener Luftgütemessstationen der MA 22 wird die Luftqualität rund um die Uhr gemessen (an 13 davon wird auch Feinstaub gemessen). Die stündlich aktualisierten Daten werden von der Wiener Umweltschutzabteilung u. a. auf ihrer Website veröffentlicht. www.wien.gv.at/umweltschutz/luft/

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