Sima/Scheed: Start der Tunnelbauarbeiten für neuen Superkanal in der Donaustadt

Wien (OTS) – Als einen „ökologischen Meilenstein für künftige Generationen“ bezeichnete Umweltstadträtin Ulli Sima den Asperner Sammelkanal Entlaster bei der heutigen Tunnelanstichfeier: „Bis 2013 baut Wien Kanal damit an einer neuen Hauptschlagader der Abwasserentsorgung im 22. Bezirk, der die Abwässer bestehender Siedlungsgebiete und zukünftiger Stadtentwicklungsflächen in Aspern sicher und umweltfreundlich zur ebswien hauptkläranlage transportiert“, erläutert Sima, die sich heute mit Bezirksvorsteher Norbert Scheed vor Ort ein Bild vom Baufortschritt des Superkanals gemacht hat.

Baustellenbesichtigung und Tunnelbaufeier für den Hightechkanal für Aspern Nobert Scheed, StRin Ulli Sima, Andreas Ilmer
Baustellenbesichtigung und Tunnelbaufeier für den Hightechkanal für AspernNobert Scheed, StRin Ulli Sima, Andreas Ilmer

1,7 km lang und 1,8 m Durchmesser: Hightech für Aspern

Mittels modernster unterirdischer Bohr- und Presstechnik wird derzeit ein 1,7 Kilometer langer Rohrkanal mit einem Durchmesser von 1,8 Meter unter dem Biberhaufenweg neben der bestehenden Kanalisation errichtet. Am Tiefpunkt des Kanals, in der Raffineriestraße, sorgt ein neues Pumpwerk für die Weiterleitung der Abwässer in Richtung Kläranlage. Die Arbeiten werden rd. 2,5 Jahre dauern, die Fertigstellung ist für Sommer 2013 geplant. Die Gesamtbaukosten dieses Superkanals, der bis zu 4.500 Liter Abwasser pro Sekunde transportieren kann, liegen bei 18,6 Millionen Euro. „Die Kanalisation der umliegenden Gebiete wird künftig im Teilmischsystem betrieben. Das heißt, dass nicht beeinträchtigtes Niederschlagswasser wie Dachwasser dabei aus ökologischen Gründen nicht in die Kanalisation eingeleitet, sondern an Ort und Stelle versickert und seinem natürlichen Kreislauf zugeführt wird“, erläutert Sima.

14 Kanalbauprojekte in der Donaustadt um 76 Millionen Euro

Der Asperner Sammelkanal Entlaster stellt damit das größte und teuerste von insgesamt 14 Kanalbauprojekten in der Donaustadt dar, für die mit einem Investitionsprogramm 2009 der Startschuss gegeben wurde. Das Investitionsprogramm mit einem Bauvolumen von 76 Millionen Euro wurde 2009 in einer wirtschaftlich besonders schwierigen Zeit geschnürt und war ein wichtiger Impuls für die Bauwirtschaft.

Mit dem neuen Transportkanal stellt man sich auch den Anforderungen einer pulsierenden und wachsenden Metropole. „So garantiert der neue Kanal, dass neben der Aufschließung bestehender Siedlungen auch die Abwässer aus zukünftigen Stadtentwicklungsgebieten problemlos entsorgt werden. Alleine die Flächen der geplanten Seestadt Aspern sind so groß wie der 7. und 8. Wiener Gemeindebezirk“, erläutert Bezirksvorsteher Norbert Scheed.

Hohe Anforderungen an die Planer

Neben dem Schmutzwasser aus Haushalt und Gewerbe werden im ASKE auch die belasteten Straßenabwässer der neu anzuschließenden Gebiete eingeleitet. „Dieser Umstand stellt an die Kanalplaner eine besondere Herausforderung, galt es doch, eine leistungsfähige, aber dennoch wirtschaftliche Dimensionierung des Kanals zu finden“, erläutert Andreas Ilmer, Chef von Wien Kanal. Dazu bedienen sich die Spezialisten von Wien Kanal modernster, komplexer hydrodynamischer Abflusssimulationen. Indem verschiedenste Ausbauvarianten mit unterschiedlichsten Niederschlagssituationen überlagert werden, erhält man Abflussszenarien und erkennt sofort die Auswirkungen auf das betrachtete Kanalnetz. Alleine aus dem Einzugsgebiet des Asperner Sammelkanal Entlaster wird nach den Berechnungen von Wien Kanal bei Trockenwetter ein Spitzenabfluss von mehr als 300 Liter pro Sekunde aus Haushalt und Gewerbe abgeleitet. Bei Regenwetter ist es ein Vielfaches dieser Menge, mit dem der neue Transportkanal fertig werden muss. Ohne Kanalnetz würde diese Abwassermenge alle paar Sekunden einen Tankwagen füllen.

Die Planer von Wien Kanal setzen in Zukunft aber auch auf Hightech im Kanal. Kanalnetzbewirtschaftung, also die Steuerung der Wasserströme, gewinnt angesichts der weltweiten Wetterkapriolen immer mehr an Bedeutung. Mit Geschwindigkeitssensoren und Ultraschallpegel ausgerüstet, kann in Echtzeit die Wassermenge im Kanal bestimmt und damit das neue Pumpwerk und die Regulierschieber in den Verbindungsbauwerken zwischen altem und neuem Kanal gezielt gesteuert werden. Ziel der Kanalplaner ist, durch Steuerungsmaßnahmen auch bei Niederschlägen eine gleichmäßige Auslastung des gesamten Kanalnetzes zu erreichen.

Hydroschildmaschine bohrt Tunnelquerschnitt

Der Asperner Sammelkanal Entlaster wird mit einem unterirdischen Rohrvortriebsverfahren hergestellt. Dabei wird der rund 1,7 Kilometer lange Tunnelkanal von zwei Schächten aus aufgefahren. Mit einer sogenannten „Hydroschildmaschine“ wird der Tunnelquerschnitt mit einem Durchmesser von 2,2 Meter gebohrt. Am Kopf der Maschine ist das gewaltige Schneidrad montiert, das für den Abbau des Bodenmaterials sorgt. Angetrieben wird die Bohrmaschine über gewaltige Pressen, die mit einem Druck von bis zu 6.500 Tonnen Fertigteilrohre ins Erdreich nachschieben und so den Bohrkopf weiter vorantreiben.

Die Geschichte der Kanalisation in Aspern

In den Jahren 1975/76 wurde der Asperner Sammelkanal als Schmutzwasserkanal für das GM-Werk in Aspern errichtet. Damit der Kanal die beiden Altarme der Donau, das „Mühlwasser“ und die „Alte Naufahrt“ unterqueren konnte, wurden damals auch zwei Pumpwerke am „Schilfweg“ und „Steinspornweg“ errichtet. Durch den Anschluss von rd. 1.200 Haushalten an das öffentliche Kanalnetz, die bisher über Senkgruben entsorgt wurden sowie die bevorstehende Erschließung des ehemaligen Flugfeldes Aspern, wurde ein Ausbau des bisherigen Sammelkanals erforderlich.

Wien Kanal – Die Abwasserprofis

Das Kanalnetz der Stadt Wien ist mehr als 2.400 Kilometer lang. Rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind täglich im Einsatz und arbeiten daran, das Kanalnetz funktionsfähig und sauber zu halten. Täglich wird etwa eine halbe Milliarde Liter Abwasser sicher und umweltgerecht zur ebswien hauptkläranlage in Wien Simmering transportiert.

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