IMS – wås ist denn dœs?

Je weniger Buchstaben eine Bezeichnung umfaßt, desto verdächtger ist, was sich dahinter verbirgt. Beispiele gefällig?  NSA, KHG, DSK. Es gibt auch positive Beispiele: RK, UNO, HBP. Infolge einer Veröffentlichung in der deutschen Zeitschrift „Der Spiegel“ hat es auch die IMS in das Schlaglicht kritischer Berichterstattung geschafft.

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Mag. Kuhn

Inhalt der Kritik ist, dass Ärzte, Apotheker und Krankenhäuser Informationen an IMS weitergegeben haben, die mutmaßlich Rückschlüsse auf einzelne Patienten möglich machen. Der Verdacht ergab sich aus einer Werbeaussage, wonach IMS krankengeschichtliche Daten zur Verfügung stellen könne, die bis in das Jahr 1992 zurückreichen.

Erschwerend kommt hinzu, dass IMS in den USA beheimatet und international tätig ist. Jedenfalls war auch  in Österreich die Affäre allen Medien und Autoritäten bis hin zum Gesundheitsminister (und jetzt sogar mir) einigen Einsatz wert.

Da auch meine Zunft gescholten und verdächtigt wird, für ein paar hundert EURO im Jahr (Ihre?) Gesundheitsdaten verschachert zu haben, tat ich mich um und teile Ihnen das Ergebnis meiner Ermittlungen mit.

Einige hundert Österreichische ApothekerInnen stehen mit IMS in einem Vertragsverhältnis und liefern regelmäßig statistische Auswertungen. Sicher ist, dass die Standesinstitutionen Österreichische Apothekerkammer und Pharmazeutische Gehaltskasse für Österreich mit diesen Vorgängen nichts zu tun haben. Mittelbar im Spiel ist der Österreichische Apothekerverlag, der für einen Großteil der österreichischen Apotheken die EDV-Software liefert. Dieser hat folgende Information ausgesendet:

aufgrund vieler Anfragen dürfen wir über den Datenexport für die IMS-Schnittstelle informieren:

Der Apothekerverlag stellt IMS keine Daten zur Verfügung. Apotheken,  welche mit IMS eine Vereinbarung getroffen haben, exportieren wöchentlich automatisiert etwa fünf Datensätze, welche die eingekauften und abgegebenen Artikel sowie deren Preise umfassen. Aus diesen Daten kann nur die Anzahl der Verkäufe innerhalb eines Zeitraumes erkannt weren (Abgabe auf Rezept, privat oder Barverkauf). Die Frage der Anonymisierung oder Pseudonymisierung stellt sich nicht – es werden generell keine Arzt- und keine Patientendaten übermittelt, solche Felder sind in der derzeitigen Datenstruktur auch nicht vorgesehen. Es werden keine Arztdaten, keine Facharztkennzeichen, keine Region, keine Patientendaten, kein Geburtsjahr, kein Geschlecht, keine Krankenkasse, kein Lieferant (bei Einkäufen) exportiert.

An dieser Aussage besteht nach meiner Überzeugung kein Zweifel, denn ich kenne den Apothekerverlag seit Jahrzehnten und habe dessen Kompetenz in Sachen Apotheken-EDV vielfach erfahren.

Ähnlich schätze ich die Verhältnisse bei den übrigen Apotheken-Softwarehäusern in Österreich ein. Ob und in welcher Form Verrechnungszentren für Ärzte bzw. Betreiber von Krankenhäusern Daten weitergeben, wurde mir nicht bekannt und kann ich daher nicht beurteilen.

IMS hat dazu veröffentlicht, dass keine Patientendaten erhoben werden, weil diese nicht Gegenstand ihrer statistischen Auswertungen sind. Einer Zeitungsmeldung habe ich entnommen, dass IMS (wenn es erlaubt wird!) eigene Software installiert, die mit einem Trojaner (=Computervirus) vergleichbar ist und Daten „absaugt“.

Es lohnt sich, diverse Äußerungen zu beurteilen

Unser Gesundheitsminister hat gesagt, wer sich regelwidrig verhalten hat, müsse mit Bestrafung rechnen (no na). Ein stellvertretender Generaldirektor des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger hat den Missetätern mit Vertragskündigung gedroht (der „echte“ Direktor kann ihn ja noch korrigieren). Ein Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer hat disziplinäre Konsequenzen in Aussicht gestellt (das müßte selbstverständlich genau untersucht werden). Eine Patientenanwältin hat vorgeschlagen, bei IMS anzufragen, ob die eigenen Daten dort evident sind (sehr delikat! dazu müßten diese vorerst bekannt gegeben werden, wonach sollte IMS denn suchen). Die Korruptionsstaatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen Bestechlichkeit und Bestechung angekündigt (haben die sonst nichts zu tun).

Noch etwas?

ELGA-Gegner (namentlich Ärztekammer und FPÖ) sind reflexartig eingesprungen und haben das Ende, zumindest ein Überdenken dieses Projektes gefordert.

Seit einigen Monaten ist ein neuer Marktbegleiter (Konkurrent) zu IMS auf den Plan getreten.

In Deutschland wie in Österreich ist Sommer und Vorwahlzeit und das Ungeheuer von Loch Ness eignet sich wenig, um einem Minister  vermeintlich oder tatsächlich verfängliche Fragen zu stellen.

Zusammenfassung

Es  hat schon gefährlichere Stürme im Wasserglas gegeben.

Mag. Johann Kuhn

PS (an die Korruptionstaatsanwaltschaft): für diesen Beitrag habe ich kein Schmiergeld erhalten.

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