Donaustädter Nationalratsabgeordnete Mag. Ruth Becher: Einkommensgerechtigkeit in Österreich noch immer nicht gegeben

100. Internationaler Frauentag im Parlament würdig gefeiert
Wien (OTS/SK) – „Die heutige Festveranstaltung im Parlament ist ein würdiger Rahmen für den am 8. März zum stattfindenden 100. Internationale Frauentag“, freute sich die Wiener Nationalratsabgeordnete Ruth Becher heute in einem Gespräch mit dem SPÖ-Pressedienst. Sie betonte allerdings auch, dass der Kampf um völlige Gleichberechtigung und  hancengleichheit auch nach hundert Jahren noch nicht zu Ende ist.

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Mag. Ruth Becher

„Zwar wurden einige der damaligen zentralen politischen Forderungen, wie jene nach dem aktiven und passiven Frauenwahlrecht, zumindest in Europa bereits erfüllt, dennoch warten einige andere wesentliche Forderungen, etwa jene nach Chancengleichheit in allen Lebensbereichen, leider immer noch auf ihre Umsetzung“, gab Becher zu bedenken. Eine der  wichtigsten aktuellen frauenpolitischen Forderungen ist für die Donaustädter Nationalrätin jene nach gleichem Einkommen für gleiche Arbeit. „Eigentlich sollte der Grundsatz „gleiches Einkommen für gleiche Arbeit“ heute eine Selbstverständlichkeit sein. Betrachtet man jedoch den jüngsten Einkommensbericht des Rechnungshofes, der die durchschnittlichen Einkommen der gesamten Bevölkerung behandelt, dann ist es bedauerlicherweise immer noch so, dass die Fraueneinkommen den Männereinkommen eklatant hinterher hinken“, erklärte Becher. „Es ist sowohl in frauenpolitischer als auch in allgemein ethischer Hinsicht äußerst unbefriedigend, dass es zwischen 1998 und 2009 in Summe zu keiner Verbesserung der relativen Einkommenssituation der  Frauen gegenüber den Männern gekommen ist. Bei unselbständig Erwerbstätigen liegt der Median der Bruttojahreseinkommen der Frauen 2009 genauso wie im Jahre 1998 noch immer erst bei 60 Prozent desjenigen der Männer“, zitierte Becher den entsprechenden Rechnungshofbericht. Allerdings ist der Einkommensnachteil je nach sozialer Stellung, Branche und Berufsgruppe unterschiedlich stark ausgeprägt. Während die Beamtinnen im öffentlichen Dienst praktisch gleich viel wie ihre männlichen Kollegen verdienen, stellt sich die Einkommenssituation in der Privatwirtschaft für Frauen äußerst negativ dar. Weibliche Angestellte verdienen in der Privatwirtschaft nur die Hälfte ihrer männlichen Kollegen, Arbeiterinnen sogar nur 44 Prozent des mittleren Männereinkommens. „Auch ein Vergleich von ganzjährig Vollzeitbeschäftigten, also ohne die Berücksichtigung der häufigeren Teilzeitarbeitstätigkeit von Frauen, zeigt ein deutliches Einkommensungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Auch in Vollbeschäftigungstätigkeiten verdienen Frauen mindestens ein Drittel weniger als Männer“, zeigte sich Becher betroffen. „Der Rechnungshofbericht beweist eindeutig, dass der privatwirtschaftliche Bereich für die noch immer bestehenden Einkommensdifferenzen zwischen den Geschlechtern verantwortlich ist“, so Becher weiter. „Weil der Privatwirtschaftssektor offensichtlich nicht willens ist, freiwillig für Einkommensgerechtigkeit in seinem Bereich zu sorgen, besteht akuter politischer Handlungsbedarf“, erklärte Becher. Die SPÖ-Politikerin fordert daher die Einführung positiver und negativer normativer Anreizsysteme und unterstützt ausdrücklich die Initiative von Frauenministerin Heinisch-Hosek, im Rahmen des Gleichbehandlungsgesetzes auch private Unternehmen zur Erstellung eines Einkommensberichts für ArbeiterInnen und Angestellte zu verpflichten. „Völlige Einkommenstransparenz und verpflichtende gesetzliche Quotenbestimmungen in Aufsichtsräten und idealerweise auch in Vorständen, sofern dies notwendig ist, würden auch in Österreich zu mehr Einkommensgerechtigkeit zwischen den Geschlechtern führen. Internationale best-practice-Beispiele wie Norwegen bestätigen jedenfalls diesen Ansatz“, zeigte sich Becher überzeugt. „Die Sozialdemokratie wird weiterhin alle arbeitenden Frauen auf dem Weg zu mehr Einkommens- und Geschlechtergerechtigkeit unterstützen und alles daran setzen, dass diese selbstverständlichen Frauenanliegen spätestens bei den nächsten „runden Feiern“ des Internationalen Frauentages kein Thema mehr sein werden“, erklärte Becher zum Abschluss dieses Gesprächs.

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